Arbeitsstiftung: Modelle und Einsatzbereiche
Entscheidungshilfen für Unternehmen in Österreich
| Gerhard Figl | Arbeitsstiftung

Arbeitsstiftungen in Österreich:
Modelle, Einsatzbereiche und Entscheidungshilfen für Unternehmen
Warum Arbeitsstiftungen an Bedeutung gewinnen
In Zeiten strukturellen Wandels, digitaler Transformation und wachsender Flexibilitätsanforderungen am Arbeitsmarkt stehen Unternehmen zunehmend unter Druck. Restrukturierungen, Standortschließungen oder technologische Umstellungen führen häufig zu Personalabbau. Um solche Prozesse sozial verträglich zu gestalten, bieten Arbeitsstiftungen ein wirkungsvolles Instrument.
Sie ermöglichen es, betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt zu qualifizieren, zu begleiten und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren. Doch viele Unternehmen stehen vor der Frage: Welche Art von Arbeitsstiftung passt zur eigenen Situation?
Dieser Beitrag bietet einen systematischen Überblick über die wichtigsten Modelle in Österreich – inklusive ihrer Zielgruppen, Anwendungsfälle und Vorteile.
Was ist eine Arbeitsstiftung?
Eine Arbeitsstiftung ist eine arbeitsmarktpolitische Einrichtung, die Personen in beruflichen Übergangsphasen – etwa nach Kündigung oder im Rahmen von Unternehmensumbau – unterstützt. Sie bietet Weiterbildungen, Umschulungen, Beratungen und betreute Integrationsmaßnahmen in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice (AMS), Sozialpartnern und Bildungsinstitutionen.
Die Finanzierung erfolgt meist durch eine Kombination aus AMS-Mitteln, Unternehmensbeiträgen und – je nach Modell – durch Länder oder andere öffentliche Stellen.
Die fünf zentralen Modelle von Arbeitsstiftungen
1. Betriebliche Arbeitsstiftung
Zielgruppe: Beschäftigte eines einzelnen Unternehmens
Typische Auslöser: Personalabbau, Standortschließung, Fusionen
Die betriebliche Arbeitsstiftung ist das bekannteste Modell. Sie wird eingerichtet, wenn Unternehmen Beschäftigte freisetzen müssen, aber Wert auf eine faire, zukunftsorientierte Begleitung legen. Häufig geschieht dies in Abstimmung mit dem Betriebsrat, dem AMS und den Sozialpartnern.
Stärken dieses Modells:
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Maßgeschneiderte Qualifizierung
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Positive Signalwirkung gegenüber Mitarbeitenden, Öffentlichkeit und Politik
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Beitrag zur Wahrnehmung sozialer Unternehmensverantwortung
2. Überbetriebliche (offene) Arbeitsstiftung
Zielgruppe: Arbeitslose oder kündigungsbedrohte Personen aus verschiedenen Betrieben
Typische Auslöser: Strukturveränderungen in einer Branche oder Region
Überbetriebliche Stiftungen richten sich an Personen mit ähnlicher beruflicher Ausgangslage, unabhängig vom vorherigen Arbeitgeber. Sie werden oft von AMS, Branchenorganisationen oder Bildungsträgern initiiert.
Vorteile:
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Breite Teilnahmebasis
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Flexibilität in der Gestaltung von Bildungsangeboten
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Unterstützung ganzer Berufsgruppen bei Wandel und Neuorientierung
3. Regionale Arbeitsstiftung
Zielgruppe: Arbeitnehmer:innen in einem geografisch begrenzten Raum
Typische Auslöser: Krisenregionen, Abwanderung von Leitbetrieben
Regionale Arbeitsstiftungen verfolgen das Ziel, Beschäftigung in strukturschwachen Regionen zu sichern. Sie fördern ortsnahe Qualifizierungen und helfen, Fachkräfte im ländlichen Raum zu halten. Getragen werden sie meist von Landesregierungen in Zusammenarbeit mit AMS, Sozialpartnern und lokalen Trägern.
Besondere Stärken:
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Stärkung regionaler Wirtschaftsstrukturen
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Aufbau lokaler Qualifizierungsnetzwerke
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Vermeidung von Abwanderung durch gezielte Umschulungen
4. Branchenbezogene Arbeitsstiftung
Zielgruppe: Beschäftigte innerhalb einer bestimmten Branche
Typische Auslöser: Technologischer Wandel, saisonale Schwankungen, Fachkräftemangel
Diese Stiftungen werden von Branchenvertretungen und Kammern in enger Abstimmung mit dem AMS konzipiert. Ziel ist es, Wissen und Kompetenzen innerhalb der Branche zu halten und gezielt auf neue Anforderungen vorzubereiten.
Typische Anwendungsfälle:
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Transformation in der Industrie (z. B. Digitalisierung, Nachhaltigkeit)
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Saisonal geprägte Sektoren wie Tourismus oder Bauwirtschaft
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Frühzeitige Fachkräftesicherung durch Qualifizierung statt Kündigung
5. Gründungsstiftung (Existenzgründer:innen-Stiftung)
Zielgruppe: Arbeitslose oder kündigungsbedrohte Personen mit unternehmerischem Potenzial
Typische Auslöser: Wunsch nach Selbstständigkeit als Alternative zur Erwerbslosigkeit
Gründungsstiftungen bieten arbeitslosen Personen die Möglichkeit, ihre Geschäftsideen in einem strukturierten Rahmen zu entwickeln. Neben Qualifikationen im Bereich Unternehmertum werden auch Coaching, rechtliche Beratung und Zugang zu Netzwerken angeboten.
Zielsetzung:
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Arbeitslosigkeit vermeiden durch Gründung
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Stärkung lokaler Wirtschaftskreisläufe
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Förderung von Selbstständigkeit und Innovation
Kurzvergleich der Stiftungsmodelle
Modell | Zielgruppe | Initiatoren | Schwerpunkte |
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Betriebliche | Mitarbeitende eines Betriebs | Unternehmen, AMS | Restrukturierung, Personalabbau |
Überbetriebliche | Personen aus mehreren Betrieben | AMS, Sozialpartner | Strukturwandel, Branchenkrisen |
Regionale | Regionale Bevölkerung | Land, AMS, Gemeinden | Wirtschaftsförderung in Krisenregionen |
Branchenbezogene | Beschäftigte einer Branche | Kammern, Gewerkschaften | Technologiewandel, Branchenerhalt |
Gründungsstiftung | Gründer:innen | AMS, Bildungsträger | Selbstständigkeit, Businessaufbau |
Fazit: Die richtige Stiftungsform strategisch wählen
Arbeitsstiftungen sind keine reinen Krisenlösungen – sie sind strategische Werkzeuge zur Gestaltung von Transformation, Qualifikation und sozialer Verantwortung. Die Wahl des geeigneten Modells hängt ab von:
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Art und Umfang der Betroffenheit
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Struktur der Branche oder Region
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Bereitschaft zur Kooperation mit Partnerinstitutionen
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Zielvorstellung der Betroffenen (z. B. neue Anstellung vs. Selbstständigkeit)
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